Einzigartige Einblicke in flexible Arbeit für HR-Führungskräfte – aus Sicht der Arbeitnehmenden
Die wohl größte Veränderung am Arbeitsplatz in den letzten Jahren ist die Gestaltung flexibler Arbeitsweisen. Durch die Pandemie wurde das Potenzial des Homeoffice für Millionen von Menschen weltweit zu einer praktischen und notwendigen Realität.
Flexibles Arbeiten ist auf dem Vormarsch. Aber sieht diese neue Normalität immer noch so aus wie im Frühjahr 2022? Unsere Untersuchungen weisen auf etwas anderes hin.
In unserem Bericht People at Work 2024: A Global Workforce View haben wir festgestellt, dass sich die Erwartungen der Menschen an flexibles Arbeiten seit der Pandemie erheblich verändert haben und dass mehrere Faktoren Einfluss darauf haben, wer von flexibler Arbeit profitiert.
ADP Research,
People at Work 2024: A Global Workforce View
Unser Bericht, eine der größten internationalen Studien ihrer Art, in deren Rahmen mehr als 34.000 Arbeitnehmende in 18 Ländern befragt wurden, bietet HR-Führungskräften einzigartige Einblicke in die Erfahrung der Mitarbeitenden – ihre Einstellungen, Wünsche und Bedürfnisse.
Flexibles Arbeiten zählt zu den wichtigsten Prioritäten für Mitarbeitende
Als wir Arbeitnehmende in aller Welt nach ihren wichtigsten beruflichen Prioritäten fragten, waren die Ergebnisse vorhersehbar: Gehalt (55 %) und Arbeitsplatzsicherheit (46 %) wurden am häufigsten genannt, gefolgt von beruflicher Entwicklung (34 %) und Freude an der Arbeit (29 %).
Der nächste wichtige Faktor war die Flexibilität. 26 % der Befragten legten Wert auf „flexible Arbeitszeiten“ und 15 % nannten „Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes“ als wichtigste berufliche Faktoren. Dabei wurde deutlich, dass den Mitarbeitenden die freie Einteilung ihrer Arbeitszeit fast doppelt so wichtig ist wie der Arbeitsort.
Darüber hinaus sagt fast jede siebte Person (15 %), dass der Hauptgrund für ihre Zweittätigkeit darin besteht, mehr Flexibilität in ihrem Arbeits- und Privatleben zu erreichen.
Eine weitere interessante Erkenntnis für HR-Führungskräfte dürfte sein, dass flexibles Arbeiten für ein Fünftel der Arbeitnehmenden (19 %) so wichtig ist, dass sie den Mangel an entsprechenden Möglichkeiten als Hauptgrund für ihre Unzufriedenheit mit dem aktuellen Arbeitgeber nennen.
Flexibles Arbeiten findet immer mehr Anklang
Unsere Untersuchungen zeigen jedoch, dass Unternehmen weltweit in Bezug auf Arbeitszeiten und Arbeitsort ihrer Angestellten flexibler geworden sind, nicht weniger flexibel.
Ein erheblicher Anteil von 38 % der Mitarbeitenden berichten, dass die Regeln in Bezug auf den Arbeitsort in ihren Unternehmen im vergangenen Jahr aufgeweicht wurden und die Flexibilität bezüglich der Arbeitszeiten um 37 % gestiegen ist. Dieser Trend ist in allen vier Regionen zu beobachten, die für unsere Studie analysiert wurden.
In puncto Mitarbeiterengagement können Arbeitgeber von einem entspannteren Umgang mit der Flexibilität erheblich profitieren. Es ist eindeutig, dass Mitarbeitende viel Wert auf ein größeres Maß an Freiheit legen. Vergangenes Jahr waren 54 % der Befragten zufrieden mit der Flexibilität in Bezug auf ihre Arbeitszeiten und ihren Arbeitsort. Dieser Wert ist heute auf 67 % angestiegen.
Noch bemerkenswerter ist, dass sich 68 % der globalen Belegschaft zuversichtlich und befähigt fühlt, flexible Arbeitsregelungen in vollem Umfang zu nutzen.
Unsere Untersuchungen zeigen jedoch, dass es mehrere Faktoren gibt, die das Ausmaß der von Arbeitgebern unterstützten flexiblen Arbeit beeinflussen. Unter anderem:
- Das Alter der Arbeitnehmenden
Zwar können 28 % der Mitarbeitenden weltweit flexibel wählen, von wo sie arbeiten möchten, doch am wahrscheinlichsten profitiert davon die jüngste Generation.
Fast ein Drittel (32 %) der Gen-Z-Mitarbeitenden (18–24) hat die Wahl, von zu Hause oder im Büro zu arbeiten, während es bei den 35- bis 44-Jährigen nur 27 % und bei der ältesten Gruppe (55 und älter) nur 16 % sind. Und während 28 % der arbeitenden Bevölkerung weltweit angeben, jeden Tag im Büro sein zu müssen, trifft das unter Mitarbeitenden in der obersten Altersgruppe sogar auf 55 % zu.
Ein ähnliches Muster lässt sich bei der Flexibilität der Arbeitszeiten erkennen. Hier berichten 41 % der Befragten der Gen Z, dass ihr Arbeitgeber die Regeln im letzten Jahr gelockert hat. Bei den ältesten Mitarbeitenden sind es hingegen nur 16 %. In Anbetracht der Tatsache, dass mehr Arbeitnehmende über 55 Jahre die Freiheit der Arbeitszeitgestaltung schätzen als ihre jüngeren Kollegen, sollte dies unter HR-Führungskräften die Alarmglocken läuten lassen.
- Das Land, in dem gearbeitet wird
Unsere Ergebnisse zeigen, dass es in den 18 Ländern, die wir für unsere Studie untersucht haben, große Unterschiede im Hinblick auf flexibles Arbeiten gibt. Im Gegensatz zu 45 % der Arbeitnehmenden in Indien, die angeben, vollkommen flexibel entscheiden zu können, ob sie im Büro oder im Homeoffice arbeiten möchten, sind es in den USA 32 %, in Australien 22 % und in Frankreich und Italien nur 16 %, die dieselbe Aussage machen.
Die Ungleichheit setzt sich fort, wenn es um Länder geht, in denen Arbeitnehmende feststellen, dass Arbeitgeber die Regelungen für Arbeitsorte und -zeiten lockern. 41 % der Angestellten in China sagen, dass ihre Arbeitgeber im letzten Jahr in dieser Hinsicht flexibler geworden sind. Dem stimmen nur 34 % der Mitarbeitenden in Brasilien, 24 % im Vereinigten Königreich und 17 % in Japan zu.
- Die Branche der Arbeitnehmenden
Es ist vermutlich wenig überraschend, dass es bei den Möglichkeiten für flexibles Arbeiten große Unterschiede von Branche zu Branche gibt. In Spanien ist der Anteil der Mitarbeitenden, die selbst entscheiden können, wo sie arbeiten möchten, sehr stark vom jeweiligen Sektor abhängig. Im Bereich IT und Telekommunikation profitieren 31 % der Angestellten von diesem Vorteil, im Einzelhandel und in der Gastronomie- und Freizeitbranche hingegen sind es nur 13 %.
Weltweit berichtet zwar die Hälfte (50 %) der Arbeitnehmenden in der IT- und Telekommunikationsbranche, dass Arbeitgeber entspannter mit dem Thema Homeoffice umgehen, doch im Bereich der professionellen Dienstleistungen und in der Reise- und Transportbranche wird das von einer deutlich kleineren Zahl der Befragten bestätigt (44 % bzw. 21 %).
- Familienstand (und Alter der Kinder)
Mehr als die Hälfte (51 %) der Eltern mit Kleinkindern gibt an, dass ihr Arbeitgeber im letzten Jahr hinsichtlich des Arbeitsortes flexibler geworden ist. Aber nur 21 % der Eltern mit erwachsenen Kindern (ab 18 Jahren) und nur ein Drittel (33 %) der Arbeitnehmenden ohne Kinder wird das gleiche Maß an Flexibilität gewährt.
- Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung
Teilzeitbeschäftigte geben seltener als Vollzeitbeschäftigte an, dass ihre Arbeitgeber in den letzten 12 Monaten mit dem Thema Arbeitszeiten und Arbeitsort flexibler umgehen. Genau genommen liegen Teilzeitbeschäftigte bei der Flexibilität der Arbeitszeiten und bei der Wahl des Arbeitsortes rund sieben Prozentpunkte hinter ihren Vollzeitkollegen.
Das ist vielleicht nicht überraschend, unterstreicht aber die Unterschiede bei der Mitarbeitererfahrung in den verschiedenen Kategorien.
- Dienstalter
People at Work 2024: A Global Workforce View zeigt ein globales Phänomen auf: Je höher die Position eines Mitarbeitenden im Unternehmen ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Person „vollständige Flexibilität“ in Bezug auf ihren Arbeitsort hat. So sehen die Unterschiede aus:
Sollte dieses Problem für HR-Führungskräfte weltweit ein Warnsignal sein?
Welche Faktoren wirken sich nicht auf die Verfügbarkeit von Optionen für flexibles Arbeiten aus?
Unsere Ergebnisse zeigen, dass es bestimmte Merkmale von Arbeitnehmenden und Arbeitgebern gibt, die keine Rolle dabei zu spielen scheinen, welche Vorteile der flexiblen Arbeit Angestellte erhalten. Unter anderem:
- Geschlecht
Weltweit geben Männer und Frauen (37 %) mit gleicher Wahrscheinlichkeit an, dass ihr Arbeitgeber im letzten Jahr lockerer mit dem Thema Arbeitszeiten umgegangen ist. Etwas mehr Frauen (40 %) als Männer (36 %) sagen, dass dies auch bei der Wahl des Arbeitsortes zutrifft.
- Unternehmensgröße
Anscheinend hat die Größe eines Unternehmens wenig Einfluss darauf, ob die Mitarbeitenden mehr oder weniger Flexibilität in puncto Arbeitszeiten und Arbeitsort erfahren. Tatsächlich gibt es keine Garantie dafür, dass die Arbeit in einem größeren Unternehmen ein höheres Maß an Flexibilität bietet.
Von kleineren (1–49 Mitarbeitende) und mittelständischen Firmen bis hin zu globalen Unternehmen mit Tausenden Mitarbeitenden oder mehr – mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, dass sich die Einstellung ihres Arbeitgebers zum Arbeitsort (55 %) und zu den Arbeitszeiten (57 %) nicht verändert hat.
Die positiven Aspekte flexibler Arbeit nutzen
Als HR-Führungskraft wissen Sie, dass ein größeres Angebot flexibler und hybrider Arbeitsoptionen die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden erleichtert. Als Personalverantwortliche müssen Sie bei der Entwicklung von Richtlinien für flexibles Arbeiten jedoch viele Faktoren berücksichtigen, da sich die Dynamik der Arbeitnehmerschaft verändert.
Ein neues Problem, das Ihr Unternehmen in Zukunft möglicherweise bewältigen muss, ist die sich verändernde Gesetzeslandschaft. Immer mehr Regierungen auf der ganzen Welt erlassen Gesetze, um die Rechte und Pflichten von Arbeitgebern und Mitarbeitenden in Bezug auf flexibles Arbeiten zu kodifizieren.
RTO-Richtlinien – ein ewiger Prozess?
Rechtliche Anfechtungen von RTO-Mandaten (Return to Office, Rückkehr ins Büro) werden derzeit in den Gerichten verhandelt. Experten aus den Bereichen Recht und HR gehen davon aus, dass weitere Fälle hinzukommen werden.
Ein wichtiger erster Schritt besteht darin, ein Bewusstsein für die Gleichwertigkeit der Mitarbeitererfahrung zu haben, die Ihr Unternehmen und andere Unternehmen in ähnlichen Situationen den Arbeitnehmenden bieten. Für den Anfang können Sie sich mit den Ergebnissen der Studie des ADP Research vertraut machen – People at Work 2024: A Global Workforce View.